Es gibt Fotografen, die man kaum kennt, die aber in ihrer Szene durchaus bekannt und geschätzt wurden. Nur wenn man gezielt nach Ihnen das Internet durchsucht findet man etwas zu ihrem Leben und ihren Arbeiten. Einige haben um sich selbst nicht viel Rummel veranstaltet und haben einfach nur gemacht was sie lieben. So wahrscheinlich auch Herbert Fried. Er war wohl einer von denen, die sich selbst nicht sonderlich ins Rampenlicht gesetzt haben.
Nachdem ich nun begonnen hatte, nach ihm zu recherieren, stieß ich auf die Webseite https://herbfried.com/ auf der man seine faszinierenden Fotos von internationalen Filmstars am Set sehen und auch bestellen kann. Er hat die Prominenten aber nicht nur am Set abgelichtet, sondern auch in privater Umgebung.
Die Betreiber der Homepage waren auch so freundlich mir das Foto von Herbert Fried zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle.
In der Biografie auf dieser Seite heißt es, “Nichts ist von Herbert Fried bekannt. Keine Lebensdaten, kein Lebenslauf.” In der Tat habe ich sehr lange gesucht und wenn überhaupt immer nur sehr spärliche Informationen gefunden.
Das einzige Definitive, was dort zu erfahren war, war dass er seine Fotos einen berfreundeteten Opernsänger Namens Klaus Hoins aus Hannover überlassen hatte. Er wiederum hatte diese an eine fotobegeisterte Frau Margarethe Eder weitergegeben. In anderen Berichten war zu lesen, dass die Bilder und Negative dann wohl für einige Jahre auf dem Dachboden in Vergessenheit geraten sind.
Aber nun zum Kern der Sache. Aus der Familie hat sich für mich persönlich ein kleiner Schatz aufgetan. Herbert Fried war der Bruder meines Großonkels. Das ich erst jetzt davon erfahren habe, ist einerseits der Tatsache geschuldet, dass wir 40 Jahre eine Mauer in unserem Land hatten, und ich einfach auf der falschen Seite gelebt habe. Es sollte dann nach dem Mauerfall noch 30 Jahre dauern, bis ich die Familienmitglieder kennenlernen sollte, die damals für mich unerreichbar waren.
Und so kam es dazu das mein Onkel mir von Herbert Fried erzählt hatte, wer er war, was er tat und hatte erfreulicherweise mir seine Autobiografie sowie zwei seiner Kameras überlassen.
Seine Autobiografie ist nie in der Öffentlichkeit erschienen. Und so kam es, dass kaum jemand etwas von Herbert Fried in Erfahrung bringen konnte. Er selbst hatte leider keinen Verleger gefunden, der das Buch veröffentlichen wollte.
Mein Großonkel hatte ihm aber versprochen, es drucken zu lassen und es herauszubringen. Aber leider hatte auch er keinen Verlag gefunden, der bereit war es zu veröffentlichen. Darauf hin hat er eine kleine Auflage privat drucken lassen und in der Familie verteilt. Eine Ausgabe davon ist in meinem Besitz, fünf oder sechs weitere sind noch im Besitz meiner Familie. Wie viele davon gesamt gedruckt wurden, ist uns nicht bekannt. Auch das Original-Manuskript ist noch in Besitz unserer Familie, so wie einige seiner Fotos.
Das schönste Geschenk, was ich bekommen habe. Als weiteres sind da zwei alte Kameras. Die eine Kamera ist eine Rolleiflex, mit der er wohl den größten Teil seiner Bilder gemacht hat. Das zweite Modell ist eine Nikon F. Da sie aus dem gleichen Fundus stammt und Herbert auch Farbaufnahmen angefertigt hat, gehe ich einmal davon aus, dass auch diese Kamera zu seiner Ausrüstung gehörte. Einen Beleg dafür habe ich aber leider nicht.
In beiden Kameras sind sogar noch unbelichtete Filme eingelegt. Da sie aber die letzten Jahrzehnte in einem Keller zugebracht haben, werden die wohl hinüber sein. Als weiteres gehören noch zwei Belichtungsmesser dazu und ein paar Filter. Beide Kameras lassen sich aber spannen und auslösen. Was bedeutet, sie funktionieren noch.
Über Herbert Fried
Geboren am 21.06.1926 in Berlin-Wilmersdorf
Sein Vater Karl Fried stammte aus Österreich. Woher seine Mutter Betka Fried stammt konnte ich der Autobiografie nicht entnehmen. Ich vermute aber, dass sie aus Berlin stammt, wo Herbert Fried geboren wurde.
Da seine Mutter Jüdin war und sein Vater ein überzeugter Anhänger des Hitler Regimes, führte dies 1934 zur Scheidung seiner Eltern. Herbert selbst wurde katholisch getauft am 21.06.1938 in Wien. Galt aber nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 als Halbjude. Nur durch sein Vater war ihm das KZ erspart geblieben. Als Leutnant und späterer Hauptmann der Wehrmacht war es seinem Vater immer wieder gelungen, seinen Sohn vor dem schlimmsten zu bewahren.
Von 1933 bis 1939 lebte Herbert mit seiner Mutter in Wien. 1939 kehrte er nach Berlin zurück, um bei seinem Vater zu leben. Zur Schule gegangen ist Herbert Fried in der Langhans-Oberreal-Schule, ab der dritten Klasse, die sich in der Dresdner Straße in Berlin befand.
1943 begann er eine Lehre in der Foto-Vervielfältigung einer Druckerei. Die Lehrstelle hatte ihm sein Vater über Beziehungen verschafft. Er arbeitete dort als Reprofotograf. Seine Aufgabe war also Fotos abzufotografieren und zu entwickeln, die dann in allen möglichen Propaganda Zeitungen abgedruckt wurden.
Seine Mutter ist 1946 nach Amerika ausgewandert und arbeitete dort als Näherin in einer Fabrik. 1948 ist Herbert Fried ebenfalls in die USA ausgewandert, nach New York, wo er dann auch nach neun langen Jahren seine Mutter wieder gesehen hat. Sie und seine Stiefschwester Fini haben sich darum bemüht ein Visum für Ihn zu bekommen.
Über seine Autobiografie
Über sein Schaffen als Set- und Promifotograf steht in der Biografie leider nichts. Sie endet mit seiner Ankunft in New York und dem Wiedersehen mit seiner Mutter Betka Fried.
Gestorben ist Herbert Fried 1980 (Datum nicht bekannt). Von Erzählungen aus der Familie ist bekannt, dass er an Krebs erkrankt war. Er wurde gerade einmal 54 Jahre alt. Beigesetzt wurde er auf einem Prominentenfriedhof in New York. Da dieser aber sehr kostspielig war, hatte man ihn zwei oder drei Jahre später umbetten lassen.
In seiner Biografie beschreibt er wie er als Kind den Krieg überlebt hatte. Welche Gefahren ihm gegenüberstanden als nach der Kapitulation Deutschlands die Russen einmarschierten und wie er sich als Jugendlicher in einem zerbombten Berlin durchschlug bis zu seiner Auswanderung in die USA. Authentischer könnte ein Kriegsbericht eines Menschen kaum sein.
Ich hoffe das ich bald das Original Manuskript bekomme. Ungeduldig warte ich aber eher auf seine Fotos die uns noch erhalten geblieben sind. Und ich denke wenn ich die habe werde ich diese digitalisieren und sicher auch hier in einer Galerie zeigen. Ich bin wirklich gespannt was ich da finden werde.
Mein Name: Lutz Peter, geb. 1968 in Jena im schönen Thüringen
Beruflich: Netzwerk- & Systemadministrator bei Mathys Orthopädie GmbH
Ich bin Künstler: Ich male abstrakt und fotografiere die Natur.
Die Natur ist mein Katalysator. Da kann ich abschalten und Energie tanken. 😉
Übrigens: Meine Fotos kann man nicht nur bei Adobe Stock, sondern auch auf LP-Art Stock kaufen.
Entdecke mehr von LP-ART by Lutz Peter
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I would have found this article on Herbie Fried very interesting if I could understand German. Is there a translation available please? I have a lot of material on Herbie including photos and original manuscript of his autobiography as he was married to my sister in law.
Kind regards
I will email you a translation.